Billy Cobham begann seine Karriere als Musiker bei der US Army. Dort diente er in einer Musikband und spielte nebenher in den Clubs seiner Wahlheimat New York City. Nach dem Ende des Militärdiensts engagierte ihn Jazzpianist Horace Silver, mit dem er 1968 eine Platte aufnahm. Im folgenden Jahr spielt er mit Miles Davis dessen legendäres Album „Bitches Brew“ ein, die als erste Fusion-Platte überhaupt gilt.
In offenen Studiosessions experimentierten die Musiker gemeinsam, spielen Funk- und Rockgrooves und kreierten einen düster-brodelnden Sound, der ganz neu und anders als alles Bisherige war. Hier lernte Cobham auch den Jazz- und Rockgitarristen John McLaughlin kennen, der Cobham 1971 für sein neu gegründetes Mahavishnu Orchestra engagierte, in dem auch Jerry Goodman (Violine), Jan Hammer (Keyboards) und Rick Laird (E-Bass) spielten.
Das Mahavishnu Orchestra wurde in den 1970er Jahren zu einem der Stil prägenden Projekt, das Jazzrock und Fusion maßgeblich beeinflusste. Die Gruppe spielte einen emotionsgeladenen Jazzrock, der auch Elemente spiritueller indischer Musik aufnahm und stark auch von Improvisation und Interaktion geprägt war. Fast scheint es so, als ob Jazz, Rock und Hippiemusik aufeinanderprallten und sich vereinten.
Es entstanden spannungsgeladene Klangteppiche, die sich stetig zu steigen scheinen, abflauen um nur noch gewaltiger zurückzukommen und ganz von der Interaktion der Musiker lebten. Cobhams einfühlsame Doublebass-Drum-Technik und seine explosive Virtuosität wurden wichtiger Gegenpart zu dem intellektuellen Gitarrenspiel McLaughlins. Trotz des großen Erfolges des ersten Albums „The Inner Mounting Flame“ hatte die Band keinen langen Bestand. Doch die Musik war in den 1970ern so populär, das sie selbst in Discos gespielt wurde.
Cobham hatte sich inzwischen einen Namen erspielt und wollte es als Bandleader probieren. Im Jahr 1973 unterzeichnete er einen Vertrag mit Atlantic Records und spielte mit „Spectrum“ seine erste Platte als Bandleader ein, die es auf Anhieb auf Platz 1 der Jazz-Charts in den Vereinigten Staaten schaffte. Es wurde eines der stilbildenden Alben des Genres. Der raue Jazzrock wird bestimmt von Cobhams lateinamerikanischen Rhythmen, die er in den folgenden Alben stets weiterentwickelte. Mit atemberaubender Schnelligkeit, virtuosen Breaks und kompositorischem Einfallsreichtum ersann Cobham einen ganz eigenen Stil. Kaum ein Jazzmusiker, der heute nicht angibt, von „Spectrum“ beeinflusst worden zu sei, den Sound von Songs wie „Stratus“ oder die Gitarrenriffs von „Red Baron“ nicht mitsummen kann.
Zum 40. Geburtstag von „Spectrum“ gründete der Drummer das „Spectrum 40 Project“, inzwischen ist es das „Spectrum 50 Project“ mit dem Cobham auch nach Saarbrücken kommt und das 50. Jubiläum des Albums feiert. Zudem ist Cobham in diesem Mai 80 Jahre alt geworden und erhält im Juli den German Jazz Trophy Award. Es gibt also genug zu feiern!