Willkommen bei fill in!

Dieser erste Blogbeitrag ist ein sehr persönlicher. Ich werde hier in den nächsten Monaten das Festival umfangreich begleiten, einen Blick hinter die Kulissen wagen, das Team vorstellen, die Musiker:innen, die Veranstaltungsorte und vieles mehr. Natürlich werde ich auch vom Festival berichten und Rückblicke wagen.

Mein Name ist Bülent Gündüz, ich bin Kunstkritiker und Kulturjournalist und wohl das, was man einen „Jazzverrückten“ nennt. Außerdem bin ich seit November 2023 Pressesprecher des fill in – International Jazz Festival Saar. Seit meiner Jugend höre ich Jazz. Der erste Song, den ich wirklich bewusst als Jazz wahrgenommen habe, war Dave Brubecks „Take five“. Ich weiß noch sehr genau, dass ich damals schon bei den ersten Takten des Schlagzeugs hin und weg war, dann kam Brubeck am Piano als Rhythmusinstrument hinzu und mit Einsetzen der Melodie des Saxofons war es um mich geschehen. Kein Wunder, denn nicht nur der 5/4-Takt ist ungewöhnlich, das Lied hat alles, was den Jazz ausmacht: es ist vital, vibrierend, wird durch die Improvisationen frei und lebendig. Die Musik nimmt sofort gefangen!

Ich bin 1971 geboren und der Jazz war so anders als alles, was wir in den 1980er Jahren sonst hörten. Mich begeisterte diese intellektuelle Musik, die trotzdem nie steif und verkopft war. Meine Helden waren John Coltrane, Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Miles Davis, Chet Baker, Ron Carter, Lee Morgan – um nur einmal einige der Musiker zu nennen, die mich früh begeisterten. Nicht nur, dass ich die Platten sammelte, ich begann auch zu den großen Jazzfestivals zu reisen und das musste man auch, denn um die Atmosphäre eines Jazzfestivals zu genießen, waren weite Anreisen nötig. Wie glücklich war ich, als Anfang der 2000er Jahre im kleinen elsässischen Dörfchen La Petite-Pierre ein Jazzfestival etabliert wurde, zu dem man mit dem Auto in nicht einmal einer Stunde fahren konnte.

In der Region hingegen war es ruhig. Zwar hatten St. Wendel, Saarbrücken und St. Ingbert Jazzfestivals mit qualitativ hochkarätiger Musik, dorthin verirrten sich die Weltstars des Jazz gerade in den Anfangsjahren aber nur selten und auch sonst wurde das Saarland von den großen Namen erfolgreich umschifft. Das Festival in Saarbrücken lief Ende der 2010er Jahre aus und St. Ingbert verkündete 2019 eine Pause, die bis heute andauert. Ich kannte natürlich den Jazz-Schlagzeuger Oliver Strauch und war mit ihm über facebook auch verbunden. Als ich hörte, dass er ein neues Festival plant, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich war mir sicher, dass Oliver das hinbekommen würde, wenn er die Finanzierung sichern können würde.

Was ich dann im Juli 2023 erlebt habe, hat mir das Gefühl aus meiner Anfangszeit als Jazzliebhaber zurückgebracht: das unglaubliche Glücksgefühl. Es war ein unvergleichlich tolles Erlebnis. Die Atmosphäre im Deutsch-Französischen Garten war perfekt. Es gab keine steife Sitzordnung, wer wollte, konnte einfach auf der Picknickwiese bei einem Glas Wein liegen und der Musik lauschen, die da geboten wurde. Schon am ersten Abend war mit Kenny Garrett einer der Höhepunkte des Programms dabei, aber auch der Flamenco-Pianist Dorantes war großartig. Ich hatte zwar schon von ihm gehört, aber live sah ich ihn im DFG zum ersten Mal.

Abends, auf der Terrasse des Jazz Clubs im Victor‘s Residenzhotel habe ich Oliver angesprochen und angeboten, dass ich helfen könne, wenn er Unterstützung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bräuchte. Nie hätte ich damit gerechnet, doch im Spätsommer meldete sich Oliver bei mir und fragte an, ob ich Lust habe zum Team zu stoßen. Und wie ich Lust hatte! Für mich geht mit der Mitarbeit beim Festival ein Traum in Erfüllung. Den Spaß, den ich dabei habe, möchte ich in den nächsten Monaten auf diesen Seiten mit Ihnen teilen.